Kunst im öffentlichen Raum

Gottfried Honegger: Selbstbiografie in Gesprächen

Buchcover
Der Grafiker, Maler und Plastiker Gottfried Honegger (1917 bis 2016) ist in der Schweiz in erster Linie als prominenter Vertreter der Zürcher konkreten und konstruktiven Kunst sowie als Gestalter öffentlicher Räume bekannt. In Frankreich, wo er während Jahrzehnten lebte und arbeitete, gehörte er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Kunstschaffenden. Vor allem seine Bemühungen um eine systematische Kunsterziehung in der Schule trugen entscheidend zu seinem Renommee bei. Während er in der Schweiz, besonders in Zürich, als notorischer Nörgler berüchtigt war, genoss er in seiner Wahlheimat grösste Wertschätzung. Indem der Journalist Ruedi Christen den Künstler in acht sorgfältig redigierten Interviews ausführlich zu Wort kommen lässt, entsteht eine lebendige Selbstbiografie. Sie belegt einerseits, dass Honegger nicht unrecht hatte, wenn er klagte, man erweise ihm in seiner Heimat nicht den Respekt, den er und seine Arbeit verdiene, und anderseits zeigt sie, dass er mit polemischen Äusserungen seinen Ruf als Kratzbürste immer wieder gerne selbst bestätigte.

Christen, Ruedi: Gottfried Honegger. Eine Biographie in Gesprächen. Zürich 2017 (Limmat Verlag). 240 Seiten, CHF 42.00.

Hier geht es ausführlichen Besprechung des Buches.

Jenny Holzer in der Fondation Beyeler

Dass Jenny Holzer eine Berühmtheit wider Willen ist, die öffentliche Auftritte ohne jede narzisstische Attitüde absolviert, war bei der Presse-Präsentation ihrer Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel offensichtlich. Geduldig beantwortete die Amerikanerin unzählige befremdliche und einige sinnreiche Fragen aus dem grossen Publikum, in dem die Medienleute eine kleine Minderheit darstellten. Und Direktor Sam Keller krönte den Anlass mit einem eigenen absurden Akzent, indem er der Künstlerin für ihre Geduld überschwänglich dankte und die Zuhörenden zu einem grossen Applaus aufforderte. Welch ein Kontrast zum Werk dieser explizit politischen, auf Wirkung in der Öffentlichkeit bedachten Frau! Seit über 30 Jahren nutzt sie jede technische Möglichkeit, ihren Protest gegen Ungerechtigkeit, Gewalt und Krieg unter die Leute zu bringen. Sie gehört zu den ganz wenigen zeitgenössischen Kunstschaffenden von Rang, die vom gesellschaftlichen Auftrag der Kunst überzeugt sind und dafür ihr ganzes Können einsetzen. Wie vielfältig sie ihr Engagement für eine gerechtere Welt sichtbar macht, zeigt (vom 1.11.2009 bis zum 24. Januar 2010) die eindrückliche, von Elizabeth A. T. Smith (Museum of Contemporary Art in Chicago) und Philippe Büttner (Fondation Beyeler) kuratierte Ausstellung. Mehr...