Kunst in Fesseln

Schon als Kunststudent begann der Amerikaner Matthew Barney (*1967) mit allerlei Geräten zu experimentieren, die ihn beim Zeichnen behindern konnten. Zuerst waren es elastische Seile und Gewichte, die der athletische Football-Spieler vom Training her kannte. Später ging er zu Versuchsanordnungen über, die auch psychischen Stress verursachten. So entstanden 16 Performances, die der Künstler unter dem Titel «Drawing Restraint» zusammenfasste und seine Überzeugung illustrierte, dass «Form nur Gestalt annimmt, wenn sie gegen Widerstand kämpft». Weil die Laurenz-Stiftung, zusammen mit dem Museum of Modern Art in New York Matthew Barneys Archiv der «Drawing Restraint»-Reihe erworben hat, ergab sich die Möglichkeit, die Werke vom 12. Juni bis zum 3. Oktober 2010 im Schaulager in Münchenstein erstmals vollständig öffentlich zu präsentieren. Der Kurator der Ausstellung, Neville Wakefield, ergänzte Barneys Objekte und Filmprojektionen mit Kunstwerken aus der nördlichen Renaissance, in der Überzeugung, dass in Gemälden, Stichen und Zeichnungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert ähnliche Aspekte – Kraftanstrengung, Überwindung von Widerständen, Verlust des Gleichgewichts, Aufsteigen und Fallen – zu finden sind. Eigens für die Ausstellung gestaltete Matthew Barney einen «Drawing Restraint 17» genannten Film, in der sich eine junge Frau gegen Widerstände abmüht. Der Film ist auf den Projektionswänden an der Fassade des Schaulager-Gebäudes zu sehen. Eine Besprechung steht hier.

Roboterträume

Ob und, wenn ja, was Roboter träumen, will die Ausstellung «Roboterträume» im Museum Tinguely in Basel vom 9. Juni bis 12. September 2010 nicht zeigen. Auch Isaac Asimovs titelgebende Kurzgeschichte vom Roboter, der dem Menschen ebenbürtig wird, will die Schau nicht illustrieren. Vielmehr versammelt das von Roland Wetzel und Andres Pardey in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Graz (Intendant: Peter Pakesch) gestaltete Panoptikum eine Vielfalt künstlerischer Interventionen am Übergang zur Automaten-Technik. Oft bleibt offen, wo die künstlerische Inspiration beginnt und die technische Innovation endet. Es sind sowohl bekannte Installationen zu sehen – darunter zum Auftakt der «Andy Warhol Robot» von Nam June Paik (Bild) und ein Fünf-Minuten-Medley aus klassischen Roboterfilmen – als auch eigens für die Ausstellung geschaffene Arbeiten jüngerer Künstlerinnen und Künstler. Und wie üblich bei Gruppen-Präsentationen von Auftragsarbeiten ist die Relevanz dieser Kunstwerke sehr unterschiedlich. Dem Katalog ist es vorbehalten, wichtige historische Bezüge nachzuzeichnen, die in der Ausstellung zu kurz kommen – insbesondere die lange Tradition der Automaten und Maschinenmenschen. Die ausführliche Besprechung steht hier.