Odilon Redon in der Fondation Beyeler

Odilon Redon (1840 bis 1916) begann erst relativ spät zu malen. Er hatte ein Architekturstudium abgebrochen und auch eine Lehre im Atelier eines Historienmalers gibt er auf und bildet sich autodidaktisch weiter. Ab 1870 entwickelte er 20 Jahre lang ein düsteres, von Traum-Motiven und dunklen Symbolen bestimmtes Werk. Erst 1890, im Jahr nach der Geburt seines zweiten Sohnes, wendet er sich der Farbe zu; ab 1902 hört er ganz auf, mit Kohle zu zeichnen. Thematisch bedient er sich in dieser zweiten Schaffensperiode mit Vorliebe in der antiken Mythologie, aber auch religiöse Motive faszinieren ihn, christliche und buddhistische. Die Fondation Beyeler in Riehen widmet dem zeichnerischen und malerischen Werk dieses bedeutenden Wegbereiters der Moderne vom 2. Februar bis zum 18. Mai 2014 eine umfassende Ausstellung. Die von Raphaël Bouvier kenntnisreich eingerichtete Schau zeigt alle Facetten von Redons vielgestaltigem Oeuvre. Dabei erweist es sich, dass Redon in vielerlei Hinsicht als Vorreiter der Moderne betrachtet werden kann und seine geläufige Etikettierung als Vertreter des Symbolismus nur einen Aspekt seines Schaffens beschreibt. Seine aus Träumen destillierten Motive nehmen Elemente des Surrealismus voraus, auch an Fauvismus und Kubismus ist man erinnert, wenn man seine Bilder aus heutiger Sicht betrachtet. Es ist kein Zufall, dass Redon für viele seiner jüngeren Kollegen zum Vorbild wurde. Als Mitbegründer des «Salon des Indépendants» setzte er sich nicht nur für neue Ausstellungsmöglichkeiten ein, er öffnete seine Pariser Stadtwohnung auch als Treffpunkt junger Künstler. Eine ausführliche Besprechung der eindrücklichen Ausstellung und des sorgfältig gestalteten Katalogs steht hier zur Verfügung.
Illustration: Odilon Redon, 1894 (© Bridgeman Art Library)